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Ostseeurlaub in Zingst 09/2002

Auch der diesjährige Sommerurlaub beginnt für uns recht turbulent . Geht es bei uns eigentlich auch normal, wie bei anderen? Ich wage es mittlerweile zu bezweifeln.

Am 01.09.2002 fahren wir von Plettenberg (Sauerland) nach Drosa (Sachsen Anhalt) zu meinen Schwiegereltern. Im Schlepp befindet sich unser kleines Motorboot. Nach einer ruhigen und Problemlosen Fahrt kommen wir nach knapp sechs Stunden an und ein bereits vorgeheizter Grill erwartet uns. Die eine oder andere Flasche Bier wird geleert und eine interessante Unterhaltung mit den Schwiegereltern geführt. Doch die Nacht ist kurz – ich muss morgen früh noch weiter nach Hamburg...

Am Montag, 02.09.2002, mache ich mich dann auf den Weg nach Hamburg. Ich möchte mir da ein grösseres Boot ansehen. Unser kleiner Sohn (4 Jahre alt) ist sehr lebhaft. Deshalb hatte ich mit dem kleinen Boot nicht die rechte Ruhe. Also suchte ich ein entsprechendes Boot mit Kabine und habe es dann über das Internet in Hamburg gefunden.

Nun, bereits auf der A2 noch weit vor Hannover kündigt sich dann im Radio ein recht langer Tag für mich an... Vollsperrung der A2 vor Hannover aufgrund eines Unfalls.

Ich entschliesse mich, da bekanntgegeben wird, dass die Ausweichstrecken ebenfalls hoffnungslos überlastet sind, dazu, ab Helmstedt über Landstrassen zu fahren. Für mich überraschend klappt das auch sehr gut. Die Strecken sind halt nicht so kurvig, wie daheim im Sauerland, sondern lassen einen recht verträglichen Schnitt zu.

In Hamburg angekommen schaue ich mir das Objekt der Begierde an und bin zufrieden. Der ausgemachte Betrag wechselt den Besitzer, das Boot incl. Trailer und Zubehör ebenso.

Für Interessierte: Es handelt sich hierbei um ein vier Monate altes Motorkajütboot der Mayland Werft (Typ: ECO550 vom Aufbau baugleich mit der Maestro) mit einem 30PS 4-Takt Evinrude mit E-Start und Powertrim auf einem Heku-1300kg Trailer.

Also wird der Trailer angespannt und ich mache mich auf den Weg zurück.

Ich fahre den selben Weg zurück, den ich auch schon gekommen bin, da die A2 immer noch absolut überlastet ist. Es dauert etwas länger als die Hinfahrt, aber insgesamt kann ich zufrieden sein. Gegen 20:00Uhr bin ich wieder am Ausgangspunkt der heutigen Fahrt.

Der Dienstag ist dann mit Arbeiten am Boot ausgefüllt, die ich als notwendig für den bevorstehenden Urlaub ansehe. Glücklicherweise hat der Verkäufer eingewilligt, dass ich für die Zeit des Urlaubs den Trailer noch auf seiner Zulassung weiterbewege. Am Nachmittag fahre ich mit dem Bus noch im Urlaubsfertigen Zustand vollgepackt auf die Waage. 3580kg zeigt sie an. Und das mit vollen Tanks und Verpflegung - Ich bin überrascht.

Der Mittwoch ist nun recht langweilig. Keine besonderen Vorkommnisse auf der Fahrt von Drosa über Berlin und Rostock nach Zingst an der Ostsee.

Wir besuchen hier den Campingplatz der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) am Ostende von Zingst. Empfangen werden wir hier sehr unfreundlich. Die Frau des Platzwarts empfängt uns mit den Worten: "Wir wollen doch nach Hause, warum kommen denn immer noch Gäste?" Nun, wir bekommen unseren Platz und sagen, dass wir auch gern Strom hätten. Um die Sache kurz zu machen: Wir waren dieses Jahr bereits das fünfte mal auf diesem Platz. Es wird aber ganz bestimmt das letzte Mal gewesen sein!!! Der Platzwart wie auch seine Frau bekommen die Zähne nicht auseinander. Nicht einmal ein guten Morgen kommt über die Lippen. Strom bekommen wir den gesamten Urlaub nicht, obwohl der Preis des Platzes Energie und Wasser beinhaltet. Die Sanitäreinrichtungen sind dieses Jahr auch deutlich schlechter gewesen, als die vergangenen Jahre. Insgesamt der falsche Platz für einen angenehmen Aufenthalt. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser Campingplatz innerhalb der nächsten Jahre seine Schranken unten lässt... Selbst schuld!

Am Donnerstag, 05.09.2002 fahren wir nun zum Zingster Hafen und lassen dort beim Bootsverleih auf der Bootsrampe das Boot zu Wasser. Einen Liegeplatz bekommen wir im Privathafen der Familie Kloss für EUR 5,-/Tag. Eine erste Ausfahrt auf dem Zinster Strom begeistert die ganze Familie. Ein sehr laufruhiger Motor und angenehme Fahreigenschaften überzeugen uns auf Anhieb. Morgen nehmen wir uns eine etwas grössere Strecke vor.

Freitag schlafen wir erst einmal lange und möchten gar nicht so recht aufstehen. Nach einem gemütlichen Frühstück besuchen wir zuerst den Barther Yachtservice, wo wir noch eine Seekarte für das Revier und einige Kleinigkeiten kaufen, die uns noch fehlen. Danach ght es wieder nach Zingst.

Überrascht bin ich von den Preisen für die Parkplätze. Mit Kurkarte zahlen wir für den ganzen Tag lediglich EUR 1,50!!!

Wir packen die gekauften Sachen in das Boot und legen erst einmal ab. In langsamer Verdrängerfahrt bewegen wir uns aus dem Hafenbereich heraus. Weil der Motor in diesem Bereich so leise läuft, dass man ihn bereits vom Steuersitz kaum noch hört, fahren wir den ganzen Strom hindurch mit wenig Fahrt. Wir überqueren dann den Barther Bodden um im Hafen Barth vor der Segel-Vereinsgaststätte festzumachen. Dort essen wir zu Mittag. Nach einem Hafenrundgang legen wir ab und fahren bei bestem Wetter zurück nach Zingst. Die Zufahrt zu unserem Liegeplatz gestaltet sich hierbei etwas schwierig, da die Wassertiefe im inneren Hafenbereich sehr gering ist. Ich muss den Motor anheben, so dass er gerade noch Wasser ansaugt, um nicht den übelriechenden Schlamm vom Grund aufzuwirbeln. Eigentlich kein Problem, man muss es nur erst einmal wissen.

Am Samstag bekommen wir Besuch von meinem Schwager und Frau. Ich mache mit ihm allein eine Tour mit dem Boot. Zuerst fahren wir, den mir bereits bekannten Weg nach Barth, um dort wiederum in der Vereinsgaststätte ein Hefe zu trinken. Danach machen wir uns auf den Weg Richtung Ostsee. Ich hatte gar nicht gedacht, dass es noch so weit bis zur See ist. Wir brauchen noch zwei Stunden von Barth aus... Überrascht bin ich, dass trotz deutlich höherer Wellen (ich schätze sie auf knapp über ein Meter), das Boot fahren angenehmer ist. Es wird wohl daran liegen, dass sie weiter auseinander sind und der Bug nicht nach jeder Welle heftig ins Wasser klatscht. Auf der Rückfahrt frischt der Wind auf und macht die folgende Boddenfahrt ungemütlich, so dass wir froh sind, den geschützten Zingster Strom wieder zu erreichen. Nicht, dass wir Angst hatten oder gar Gefahr verspürten... es war einfach unangenehm bewegt.

Zum Abend fahren wir dann noch einmal raus, um den Einflug der Kraniche zu beobachten. Im Spätherbst legen die Kraniche auf ihrem Weg in den Süden hier in Zingst einen Zwischenstopp ein. Zeitweilig ist dann der halbe Weltbestand an Kranichen zu sehen – ein wirklich imposantes Bild, wenn die grossen Vögel bei Sonnenuntergang einfliegen.

Der Sonntag ist für uns Strandtag. Daher gibt es hier nichts aufregendes zu erzählen.

Der Montag wird von Juliane dazu genutzt, mit Lukas, ihrer Schwester und Mann nach Rostock zum einkaufen zu fahren. Somit habe ich heute meine Ruhe ;o)
Ich nehme mir ein Buch zur Hand, lege mich ins Cockpit des Bootes und lese im Hafen. Zwischendurch koche ich mir noch eine Suppe zu Mittag.
Für morgen sagt der Wetterbericht herrliches Wetter mit wenig Wind voraus. Ich nehme mir daher für den morgigen Dienstag eine weitere Fahrt vor. Es soll über den Bodstedter Bodden durch die Bülten in den Saaler Bodden gehen. Speziell die Bülten reizen mich hierbei. Es sind Schilfinseln, durch die eine sehr schmale Fahrrinne führt, die seit Jahrzehnten nicht ausgebaggert wurde und teilweise nur wenig mehr als 10 Meter breit ist. Zudem soll die Durchfahrt laut Küstenhandbuch auch noch unzureichend betonnt sein. Da es sich aber um Sandboden handelt, ist es nicht tragisch, wenn wir uns auch einmal etwas festfahren. Mal sehen, wie das Wetter morgen früh sein wird. Problem an der Sache ist die Meinigenbrücke, die für die Schifffahrt nur morgens und abends aufmacht. Somit hat man sich nach der Durchfahrt am Morgen für den ganzen Tag festgelegt...

Dienstag - das Wetter ist nicht ganz so doll. Wolken kommen von der Seeseite. Der Wetterbericht bleibt aber bei seinem tollen Wetter, so dass ich mit meinem Schwager den Turn wage. Mit Glück kommen wir noch durch die Brücke. Ich wusste nicht, dass sie nur bei Bedarf öffnet. Aus einiger Entfernung sehe ich, wie die Brücke bereits wieder schliesst. Mit Full-Speed geht es weiter. Offensichtlich sieht der Brückenwärter uns mit seinem Fernglas, so dass er den Schwimmponton der Behelfsbrücke noch nicht wieder schliesst. So können wir unter der Meinigenbrücke noch hindurchschlüpfen und uns durch die verbliebene Öffnung des Schwimmpontons quetschen. Glück gehabt.

Nach einer kleinen Unklarheit mir der Betonnung finden wir den richtigen Weg und fahren in den Bodstedter Nostalgiehafen. Hier liegen viele Zeesenboote. Wunderschöne Holzboote zum Teil in erstklassigem Zustand stellen eine Augenweide dar.
Mittlerweile ist der Himmel aufgeklart. Der Wetterbericht behielt also doch recht.

Wir machen uns weiter auf den Weg zu den Bülten. Dort angekommen bewahrheitet sich die Beschreibung im Küstenhandbuch. Mit festkommen haben wir zwar keine Probleme, aber es ist ein phantastisches Naturerlebnis, durch dieses Gewässer zu tuckern. Mit 1500 Umdrehungen fahren wir mit wenig Fahrt durch das Wasser. Eine wunderbare Ruhe umgibt uns. Immer wieder geben die Schilfinseln den Blick auf den Saaler Bodden frei, der mit einer Wasserfläche von über 80qkm der grösste Teil der Boddengewässer ist. Unser Ziel ist Ahrenhop, ein Künstlerort. Der Weg dorthin ist nicht betonnt, jedoch sind die weissen Hafengebäude bereits aus grosser Entfernung erkennbar. Wir meken uns jedoch den gefahrenen Kurs, damit wir auf dem Rückweg den Gegenkurs einschlagen können, da wir die ersten 20 Minuten noch keine Tonne sehen werden.

Ein gemütlicher, kleiner Hafen empfängt uns. Wir legen an einer Mauer an und machen einen Dorfrundgang. Viele Reetgedeckte Häuser machen aus dem Ort ein beliebtes Ausflugsziel. Auch wir sind begeistert von dem Ambiente dieses kleinen Ostseebades. Unterwegs essen wir noch ein hervorragendes Matjesbrötchen. Zurück im Hafen mache ich vor dem ablegen noch ein paar Fotos, dann geht es auf besagtem Gegenkurs auf den Rückweg.

In gemütlicher Fahrt bewegen wir uns auf dem nun schon bekannten Weg zurück zur Meinigenbrücke, von wo aus wir nach Backbord abbiegen und und auf den Weg durch den Prerower Stom nach Prerow machen. Der Prerower Strom hatte früher eine direkte Anbindung an die Ostsee, die jedoch seit langem versandet ist. So ist dieser Weg heute eine Sackgasse, die es sich aber auf jeden Fall zu befahren lohnt. Ein recht schmales Gewässer beiderseits bewachsen mit Schilf windet sich durch die Halbinsel hindurch nach Prerow. Im Prerower Hafen legen wir in einer Box an, um direkt am Hafen beim Fischimbiss etwas zu essen. Nun, der Fisch schmeckt zwar ganz gut, ist jedoch auch übelst teuer. Eine Schale Pommes mit scheinbar abgezählten Pommes und Ketschup, wobei allein der Ketschup mit EUR 0,50 zu Buche schlägt, finde ich schon unverschämt. So bleibt es auch bei einer Kleinigkeit, bevor wir uns dann wieder auf den Rückweg machen. Eine Stunde vor der Öffnung der Meinigenbrücke kommen wir bereits an und ankern in einiger Entfernung. Bei einer Flasche Wein schauen wir wieder den Kranichen beim abendichen Heimflug zu, bevor die Brücke dann geöffnet wird und uns somit den Weg in den Zingster Hafen freigibt, den wir bereits im dunkeln erreichen. Zusammenfassend war es ein wundervoller Urlaubstag mit reichlich Naturerlebnis.

Nachdem wir nun am Mittwoch einen Ruhetag eingelegt haben, geht es am Donnerstag noch einmal aufs Wasser. Ziel hierbei ist der Grabower Bodden, genauer ein kleiner Hafen dort: Dabitz. Der Weg dorthin führt uns über ruhiges Wasser durch den Barther Bodden hinein in den Grabower Bodden. Dort biegen wir nach Steuerbord aus dem Fahrwasser ab, um die weithin sichtbaren Dalben anzusteuern. Dort angekommen sehen wir auch einen Bootssteg, an dem bereits drei andere Boote festgemacht haben. Wir beschliessen, vor diesen Booten an dem Steg anzulegen. So steuere ich diesen Punkt mit wenig Fahrt an. Ca. 15m vor dem Steg meke ich plötzlich, dass der Anlegeplatz nicht mehr näher kommt. Wir sitzen fest! Ich trimme den Motor weit hoch und versuche es mit Rückwärtsfahrt. Auch ohne Erfolg. Durch Gewichtsverlagerung klappt es dann doch noch wieder freizukommen, ohne in dem Bodenschlamm herumzukrauchen. Die Wassertiefe an dieser Stelle konnte also nur maximal ca. 40cm betragen - es ist schon erstaunlich, wie wenig Tiefgang die heimischen Boote haben, denn kleiner als unseres war eines der am Steg liegenden Boote auch nicht.

Wir fahren ein ganzes Stück rückwärts, bis wir sicher sind, wieder tiefes Wasser unter dem Kiel zu haben und kehren dann um. Nun fällt mir auf, dass der Motor mit recht heftigen Vibrationen läuft. Ich denke sofort an die kostbare Schraube und trimme den Motor aus dem Wasser. Glück gehabt, es sind nur Gras und Algen, die sich um die Nabe gewickelt haben. Nach einer viertel Stunde Fummelei ist das Gestrüpp wieder entfernt und der Motor läuft nach einem Neustart wieder gewohnt ruhig.

Mittlerweile hat sich der Bodden doch arg aufgewühlt. Die kurzen Wellen sind auf dem vor uns liegendem Rückweg recht lästig, da sie schräg von vorn kommen. Das Boot rollt doch recht heftig, jedoch kommt zu keiner Zeit ein unsicheres Gefühl auf. Im geschützten Zingster Stom beruhigt sich die Lage erwartungsgemäß.
Zurück im Zingster Hafen, legen wir an und besuchen den Wikinger. Das ist die kleine Vereinsgaststätte des Zingster Segelvereins mit Bootsverleih. Hier kehren wir öfter ein, da Geschmack, Preise und Freundlichkeit stimmen. Auch mit Tipps zum Revier ist der Betreiber nicht zurückhaltend.

Nach dem Essen hole ich Womo und Trailer, um das Boot wieder auf den Trailer zu slippen. Für das erste Mal klappt es ganz hervorragend. Lediglich die hinteren Auflagen muss ich noch ein wenig einstellen.

Somit ist dieser Urlaub auch wieder zu Ende. Am Freitag noch mit dem Motor zum Service (Garantie) und dann gegen 15:00 Uhr die Heimreise angetreten. Gemütlich geht es mit 85km/h der Heimat entgegen. Am Samstag morgen um 01:00 Uhr stellen wir das Gespann vor der heimischen Haustüre ab.

Wieder zu Haus - Motor aus.




Das alte Selco-Boot
 


Abends im Zingster Strom vor Anker


Unser Liegeplatz im Privathafen der Fam. Kloss



Unterwegs auf dem Barther Bodden




Abendstimmung im Zingster Hafen


In den Saaler Bülten


Die Meiningenbrücke bei Zingst



Der Urlaub neigt sich dem Ende.
Die Mayland am Slip


Wildwechsel in Mecklenburg Vorpommern

 

Die Mayland ist bereits gekauft und wird für den anstehenden Ostseeurlaub vorbereitet


Lukas (mein Sohn), Schwager und Setter


Ein Nostalgiesegelschiff auf Kranich-Beobachtungsfahrt


Unser Stellplatz auf dem Campingplatz der Leipziger Verkehrsbetriebe (Mittlerweile nicht mehr empfehlenswert!)


Ahrenshop bietet viele schöne Ecken...


Der Prerower Strom


Lukas macht Bekanntschaft mit den
schlüpfrigen Gesellen


Der Tag der Abreise